Der
Reiterhof Defersdorf liegt westlich von Stein bei Nürnberg und ist
gut mit dem Auto zu erreichen, mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln
ist es etwas schwieriger. Parkplätze gibt es direkt vor dem Stall
allerdings nicht viele, jedoch gibt es ein paar Meter ein Gasthaus
auf dessen Parkplatz man sich kostenlos stellen kann.
Den Reitlehrer findet man am Tag der Reitstunde bereits in der auf einer Anhöhe gelegenen
Reithalle und gibt dort eine Gruppenstunde für zwei junge
Reiterinnen. Er sitzt auf einem Stuhl in der Ecke und bringt erst
seine Anweisung zu Ende, bevor er freundlich grüßt. "Du
reitest heute Kiki!" Ein ebenfalls gut gelaunter und sehr netter
Mitarbeiter des Hofes, zeigt den Weg durch die Stallungen.
Die
meisten haben leider keine Fenster und sind recht klein und dunkel,
dafür sauber und die Pferde wirken zufrieden, stehen heute leider alle
drinnen und habe gerade großzügige Portionen Heu bekommen. (-) In der
letzten Box steht dann Kiki, eine hübsche Schimmelstute die kurz den
Kopf hebt als man sich nähert. Der junge Mann hat unterwegs bereits
Kikis Putzbox mitgenommen. "Wie du die Decke abmachst weißt
du?" Es wird bejaht und er überreicht dann die Putzbox. "Dann
kannst du schonmal putzen. Wenn du fertig bist, zeige ich dir, wo du
das Sattelzeug findest."
Man ist auf sich allein gestellt.
Kiki senkt den Kopf wieder ins Heu. Das Putzzeug ist sauber und sie
lässt sich brav die Decke abnehmen und sich überall berühren. Viel
muss man nicht tun, ihr kurzes, glattes und weiches Fell ist äußerst
gepflegt, auch die Mähne hat einen sportlichen Schnitt und der
Schweif wirkt wie verlesen. Sie lässt sich alle 4 Hufe auskratzen
und bald ist der junge Mann auch wieder da. Wir bringen die Putzbox
zurück und er zeigt ihren Schrank. Jedes Schulpferd hat seinen
eigenen Schrank, ein Foto oder der Name des Pferdes sind außen
angebracht. Dort drinnen sind Sattel und Zaumzeug, Gamaschen,
Hufglocken, Streichkappen und Ausbinder.
Er verschwindet wieder und
Kiki schaut jetzt schon etwas aufmerksamer. Satteln lässt sie sich
anstandslos, auch den Beinschutz lässt sie sich anlegen ohne zu
zappeln. Dieser ist schon etwas abgewetzt, aber sauber. Sattel und
Zaumzeug sind in gutem Zustand - nur auftrensen lassen will sich die
Stute nicht. Sie schnappt mehrere Male wenn man versucht ihr die
Trense anzulegen, legt die Ohren an und droht. (-) Der junge Mann hilft
bereitwillig auf Nachfrage. "Da testet sie ganz gerne mal.
Ansonsten ist Kiki sehr brav." Das stimmt, sie folgt
bereitwillig den Weg hoch zur Reithalle. Auf die Frage, ob er
überprüfen kann, ob alles richtig angelegt antwortet er: "Jetzt
kann ich dir nicht mehr helfen, ich bin nämlich Westernreiter. Das
macht dann der Reitlehrer."
Vor der Reithalle herrscht jetzt
reges Treiben. Sprungständer und Stangen werden von einer Gruppe
Frauen in die Reithalle geschafft. Ein junges Mädchen soll mit
den Ausbindern und beim Nachgurten helfen. Sie prüft auch alles genau und
ist zufrieden. Es gibt eine Aufstieghilfe in der Ecke der Halle,
aber trotzdem hält der Reitlehrer gegen. "Erstmal im Schritt
ganze Bahn, beginnen wir auf der linken Hand." Dann ist er
erstmal beschäftigt mit dem Aufbau eines Parcours. "Wir haben
nämlich Reitabzeichenprüfung." erklärt er und wendet sich ab. (-)
Der Reitlehrer ist zwar sehr nett und
vergibt viel Lob, korrigiert ab und zu die Position und das Zügelmaß, ansonsten gibt es wenig Anweisungen oder Tipps. (-) Die meiste Zeit wird auf dem Hufschlag geritten, einmal durch die
ganze Bahn wechseln, danach dürfen die Handwechsel frei gewählt
werden. Er lässt zwei Volten reiten. "Den inneren Zügel dabei
kürzer fassen. und mehr in Anlehnung" Wie genau man sich die Anlehnung erarbeitet, bekommt man nicht gesagt. Kiki muss man sehr loben,
sie hat ein fleißiges Grundtempo, einen sehr bequemen Trab. Nach
einigen Runden leichttraben soll ausgesessen werden und auch hier
wird wieder viel Lob ausgesprochen.
Bei den Bahnpunkten C und A soll
immer angaloppiert werden, Kiki reagiert auf die kleinste
Schenkelhilfe und galoppiert sofort an, an den kurzen Seiten drückt
sie etwas nach innen, aber mit etwas Überredung geht sie brav wieder
nach außen. Das Sie nach innen geht, wird vom Reitlehrer nicht
korrigiert. (-) Ihr Galopp ist zu Beginn etwas hart und nicht so leicht
zu sitzen, wird aber mit jeder Runde weicher und angenehmer.
Insgesamt ist es schade, denn der Reitlehrer ist absolut sympathisch und
hat ein gutes Auge, gibt aber zu wenig Input für eine Einzelstunde,
er ist zu sehr vom Aufbau des Parcours abgelenkt. (-)
Nach etwas über 40
Minuten lässt er aufmarschieren, loben und absteigen, Kiki geht im
Anschluss noch eine Einzelstunde. Ein super angenehmes Schulpferd,
eine tolle Reithalle und 40 Minuten für 20,00 € sind an sich ein
gutes Preis-Leistungs Verhältnis, aber in einer Einzelstunde wünscht
man sich doch etwas mehr als 90% ganze Bahn in allen 3 Gangarten,eine
handvoll Handwechsel und zwei Volten... und einen abgelenkten
Reitlehrer. (-) Es gibt einige schöne Koppeln (auf der heute leider kein
Pferd zu finden ist (-)) und zusätzlich zu der großen Reithalle noch
einen etwas kleineren Reitplatz. Alle am Hof sind sehr freundlich,
hilfsbereit und gut gelaunt. Kiki ist in sehr guter Form und sehr
gepflegt, so auch ihr Sattel und Putzzeug. Die großen Abzüge die
man machen muss sind die etwas kleinen und recht dunklen Boxen und
der etwas karge Inhalt der Reitstunde. (-) Doch Kiki sammelt gewaltig
Punkte, so wie die Sauberkeit der Anlage und die Herzlichkeit mit der
man auch als Fremder auf dem Hof behandelt wird. 7,8 für den
Reiterhof in Defersdorf!
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