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Willkommen bei unserem Blog "Hach - der Reitschultester".

Wir sind eine Gruppe Reiter, Trainer und auch Auszubildende aus ganz Deutschland, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Deutschlands Reitschulen zu testen. Einige von Euch werden jetzt denken...das gibt es doch schon, in diversen Fachzeitschriften für Pferde und Reiten -- dort gibt es aber nicht die Möglichkeit nachzufragen, mitzudiskutieren und sich auszutauschen - und wenn muss man darauf hoffen, dass der Leserbrief in der nächsten Ausgabe erscheint.

Wir hoffen, dass Euch unsere zukünftigen Blogeinträge gefallen!

Euer Hach

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Heutiger Test: Hammermühl Ranch bei Bayreuth

Heute waren wir auf der Hammermühl´ Ranch für eine Western Reitstunde. Der Hof liegt in der Oberpfalz, südlich von Bayreuth. Der erste Eindruck ist sehr positiv, ein großer Parkplatz liegt einladend vor der beeindruckenden Reitanlage. Eine große Reithalle, eine Führanlage und ein Roundpen liegen nah beieinander. Ansonsten ist das Areal sehr weitläufig. Gegenüber der Reithalle liegen ein paar Weideflächen und der Außenreitplatz. An die Halle direkt schließen sich saubere Paddockboxen an. Die Luft hier draußen ist herrlich, das Rauschen eines kleinen Baches oder Flusslaufes schafft eine friedliche Atmosphäre. Die Pferde kommen neugierig zum Weidezaun, oder lassen sich von Neuankömmlingen nicht stören und grasen entspannt weiter. Aus der Reithalle hört man Stimmen, also begibt man sich auf die Suche nach dem Reitlehrer.


Der Eingang zur Reithalle ist nur eine schmale Holzschwingtür, also nicht ganz so leicht zu finden, aber ein freundlicher Amerikaner (so langsam kommt das Ranch-Feeling auf) erklärt einem auf Englisch den Weg. In der Halle steht der Reitlehrer direkt an einem Grullo Criollo und erklärt seiner Reitschülerin die Hilfengebung, später erfährt man, dass es erst ihre zweite Reitstunde ist. Außerdem galoppiert ein beeindruckender, brauner Youngster durch die Halle, stoppt und slided, spinned und backed up, diverse Manöver...und er ist noch nicht einmal 4 Jahre alt. Im Sattel sitzt die erfolgreiche Tochter des Reitlehrers (Sie trägt Titel wie Bayerischer Meister und Rider of the Year Youth). Außerdem joggt ein entspannter Dunkelfuchs, ein etwas schwereres Kaliber auf der Rail, dem Hufschlag entlang mit einer jungen Frau im Sattel. Die Tochter des Reitlehrers stoppt am Eingang und lächelt einen fragend an. Es wird erklärt, das eine Reitstunde ausgemacht war. Der Reitlehrer kommt wenig später, ein älterer Herr, sehr sympathisch und fragt auf dem Weg zum unteren Stall, dem Offenstall wo die Schulpferde wohnen, nach den Kenntnissen. Er und seine Tochter haben aber schon vorher entschieden, dass es für die erste Reitstunde Chayenne sein soll.

                                      



Der Criollo sei das brävste Pferd im Stall. Chayenne, ein hübscher Rappschecke, steht auf der Weide alleine, auf dem abgetrennten Abteil neben ihm, stehen noch zwei weitere Criollos. Sie züchten auch Quarter, berichtet der Reitlehrer, die aktuellen Fohlen möchte er später gerne einmal zeigen. Er achtet schon beim Führen sehr darauf, dass alles richtig gemacht wird. "Keine Schlaufe in der Hand halten, nicht das Pferd hinter dir herziehen und nicht immer umdrehen, du gehst voran und dein Pferd folgt dir." Gemacht, getan, Chayenne folgt, wenn auch etwas langsam. "Ja, er ist sehr faul. Aber brav. Macht alles. Der ist gut für den Anfang." sagt er mit einem Lachen. Leider muss ich feststellen, dass Chayennes Halfter zu eng ist und er eine Druckstelle hat. (-)



Weiter geht es damit, dass die Pferde kein eigenes Putzzeug haben. Alle Pferde teilen sich eins und alle Ponys. Zudem ist das Putzzeug ziemlich schmutzig. (-) Während Chayenne geputzt wird, verschwindet er kurz. Das Ranch Feeling hält an, aus dem Radio in der Sattelkammer kommt stilecht Country Musik. Neben Chayenne wird noch ein Shetlandpony gesattelt, für eine Kinderreitstunde. Diese übernimmt eine Frau. Als er wiederkommt fragt er, ob die Hufe gemacht worden sind und geht dann in die Sattelkammer. Leider hat Chayenne auch keinen eigenen Sattel und kein eigenes Pad. (-) "Nimm den Sattel hier, der passt gut... und das Pad." Beim Satteln korrigiert er, dass das Pad von der falschen Seite aufgelegt wurde, das Satteln an sich, lobt er dann, zur Hilfe hängt er vorher den Bügel ans Horn. "So geht es leichter." Der Sattel sitzt zum Glück gut. Aber es reißt nicht ab, auch eine eigene Trense hat Chayenne nicht und er bekommt eine Kandare mit Stangengebiss und langen Schenkeln... für einen Wiedereinsteiger vielleicht nicht das optimale Gebiss, außerdem passt die Trense nicht, das Gebiss sitzt viel zu weit unten... (-) Chayenne scheint sich aber kaum daran zu stören, als wäre er es gewohnt. Beim aufzäumen lobt er, dass ich beide Zügel zur Sicherheit über den Hals lege.


Chayenne bleibt bei allem ganz ruhig, kommt aus Uruguay wie der Reitlehrer berichtet und sagt dann, man solle schon einmal in die Halle gehen. Chayenne folgt jetzt etwas widerwilliger, mit etwas schnalzen geht es aber voran. In der Halle ist er wieder da, öffnet das Tor und hält  beim aufsteigen gegen, lässt vorher noch einmal nachgurten. Er sagt gar nicht was gemacht werden soll, wendet sich den anderen Reitern zu. So wird erstmal im Schritt ganze Bahn geritten, ab und zu Zirkel und Volten, mal anhalten und ein paar Schritte rückwärts gehen. "Weiter raus, er kürzt gerne ab. Zügel länger lassen. Kannst ruhig einhändig reiten. Beim Rückwärts gehen mehr Bein, damit er energischer geht."  Dann wieder eine ganze Weile nichts. "Jetzt kannst du die langen Seiten traben." Chayenne geht leicht in den Trab, will aber auch hier immer wieder abkürzen. Das wird aber nicht mehr korrigiert und es gibt auch keine Hilfestellung. Die ganze Trabphase über gibt es keine Instruktionen vom Reitlehrer mehr. Er reitet zwischendurch selber kurz, steigt dann wieder ab und lässt den Fuchs in der Mitte stehen. Seine andere Reitschülerin hat Probleme ihre Grullo Stute im Trab zu halten und kriegt auch nicht viel Feedback. Für eine zweite Reitstunde hätte man vielleicht auch eine Einzelstunde machen sollen, sie wirkt doch etwas verzweifelt und frustriert. Chayenne dreht seine Runden, geht auch auf dem Zirkel und stoppt prima aus dem Trab. Vor oder Hinterhandwendungen gehen etwas zäh, aber auch dafür gibt es keine Hilfe. (-)

"Kannst jetzt galoppieren Schön vorwärts." Das angaloppieren braucht etwas Überzeugung, aber dann galoppiert Chayenne fleißig und rythmisch Bahn um Bahn. Hier kürzt er zumindest nur noch die Ecken ab. Wo man ihn sonst immer vorwärts treiben muss, lässt er sich hier schön gehen. Es gibt Lob von der Tochter: "Den muss man erstmal in den Galopp kriegen. Sieht gut aus." Alle sind sehr nett, aber der Reitlehrer überzeugt lediglich mit seiner Sympathie, die Anweisungen kann man leider an einer Hand abzählen. Am Ende darf  noch auf das Quarter gestiegen werden. Chayenne wird dazu einfach in der Hallenmitte geparkt. Eine gute Dreiviertelstunde ist verstrichen. Für 20 € ist das viel Zeit im Sattel, wenn man es auch nicht als Reitunterricht bezeichnen kann. Die Umstellung auf den sensiblen Fuchs ist gigantisch und man tut sich schwer, ihn nach außen und in den Jog zu bekommen. Aber der Jog ist wie Schweben, man merkt keine Erschütterung. Aber wie man ihn am besten an die Hilfen stellt oder nach außen auf die Rail bekommt, ihn am nach innen driften hindert, oder flüssiger angaloppiert...dafür gibt es auch wieder keine Tipps. (-) Die Reitstunde ist vorbei, Chayenne darf einen Apfel bekommen und wird nach dem absatteln und putzen in seinen Offenstall gebracht.

Der Reitlehrer zeigt noch die Fohlen, die Jährlinge stehen zusammen und das kleinste, bei seiner Mutter. "Kinder lasse ich hier nicht her, die sollen ihre Ruhe haben." und zeigt stolz Bilder von seiner Tochter und ihrem jungen Quarter von einem Wettkampf in Wien. Er kommt nun auf die "Reitstunde" zurück, sagt das der Sitz sehr gut sei und man reiten könne, aber es an der Zügelführung und im Galopp noch an den Feinheiten fehlt, 2 Reitstunden würde er auf jeden Fall auf dem Quarter noch machen wollen. Die Anlage und die Haltung sind Top, die Menschen hier, sind sehr freundlich. Allerdings wird nicht darauf geachtet ob das Zaumzeug oder das Halfter passt, die Schulpferde haben kein eigenes Sattel und Zaumzeug. Der Reitunterricht...ist eigentlich keiner, was sehr schade ist, da dieser Mann sicherlich viel über den Westernreitsport weiß, aber es kommt einfach zu wenig Hilfestellung und es wird, außer den Gangarten, nicht gesagt, was geübt werden soll. Neben den Reitstunden bietet der Hof noch Ausritte, Ponyreiten und Kutschfahrten und Kindergeburtstage an. Außerdem ist die Hammermühl Ranch auch eine Wanderreitstation. Als Pensionsstall ist die Ranch vor allem bei Amerikanern beliebt.  Für die Hammermühl Ranch gibt es somit eine Wertnote von 6,5.


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