Wir beginnen mit unseren Reitschultests im beschaulichen Bayern. Keine 20 Minuten Fahrzeit von Regensburg entfernt liegt "Die Ranch". Der Name ist etwas beirrend, eine richtige Ranch stellt man sich wohl etwas anders vor. Hier begrüßen einen aber trotzdem eine große, moderne Reithalle, und der erste Blick fällt auf die scheinbar unendlichen Weiden und großzügigen Offenställe auf denen sich Pferde und Ponys in allen Farben tummeln.
Die Reitlehrerin mit der die Einzelstunde verabredet worden war, war in der Reithalle im Reiterstübchen zu finden, von dem aus man durch ein breites Fenster einen Blick in die Reithalle hat. Sie wusste gleich wer da hereinkommt, eröffnet aber auch gleich, dass die Reitstunde nicht bei Ihr, sondern von Ihrer Kollegin abgehalten werden würde. Diese gab gerade bereits eine Reitstunde für ein kleines Mädchen, welches sich bemühte, ihren etwas faulen Isländer in den Galopp zu bekommen. Die junge Reitlehrerin unterstützte mit einer Longierpeitsche. Um 11 war ausgemacht, um 20 nach 11 saß man im Sattel -- es wurde kurz noch einmal nach dem Können gefragt und dann schnell für den Isländer Gandalf entschieden.
Gemeinsam ging man in den Offenstall und holte den braunen Wallach, der sich brav von der Heuraufe wegbringen lies und das nur am Halfter ohne Führstrick. (-) Putzzeug gab es nicht für jedes Pferd einzeln, es gab mehrere Kisten aus denen man sich bedienen konnte. (-) Auch ein eigenes Halfter hatte Gandalf nicht. (-) Nach dem Putzen bringt die Reitlehrerin Sattel und Trense, auch das wird selbstständig vom Reitschüler angelegt, geprüft, ob alles richtig ist, hat sie nicht, aber in der Reithalle angekommen dann nachgegurtet. Sie lobt die Selbstständigkeit.
Aufgestiegen wird, auch bei den Ponies, mit einer Aufstieghilfe. Neben der Reitstunde wird noch ein schwarzes Pferd longiert, aber das stört Gandalf gar nicht. Die Reitlehrerin lässt erst einmal ganze Bahn Schritt gehen und erklärt, dass Gandalf keinen Tölt und keinen Pass geht, aber sehr brav ist und gerne galoppiert. Außerdem sollen Wendungen, sowie Zirkel und Schlangenlinien geritten werden. Sogleich fallen ihr die offenen Zügelfäuste auf und korrigiert das, außerdem das etwas zu langsame Tempo von Gandalf, der aber nach etwas mehr nachtreiben gleich fleißiger geht.
Das Schrittreiten bleibt weiter unkommentiert, nach etwa 10 Minuten wird zum antraben aufgefordert, es soll ganze Bahn, Zirkel und aus dem Zirkel wechseln geritten werden. Der Zirkel soll größer, die Hände nicht über den Widerrist geführt werden. Zwischendurch fragt sie, ob man wisse, was Paraden seien und sagt, das man jederzeit fragen könne, wenn man etwas nicht verstehe. Weitere "Fachbegriffe" bleiben jedoch aus. Eine Stallkollegin kommt herein und gesellt sich dazu, der Fokus liegt nun leider nicht mehr auf der Reitstunde sondern am quatschen. (-)
Dann darf galoppiert werden, frisch vorwärts heißt es und das äußere Bein zurücknehmen, Zügel etwas mehr hergeben. Es gibt ansonsten wenig Korrekturen, trotz verlieren der Steigbügel und unruhigem Schenkel. Gandalf wird wohl langweilig und er sucht sich in der Ecke in der zwei Geitner Matten und Stangen liegen zum nach innendriften und gruseln aus. Die Reitlehrerin wird aufmerksam und geht darauf ein, man solle nochmal eine Volte reiten und ihn schauen lassen. Gandalf schaut, schnuppert...und stuft die Ecke wieder als ungefährlich ein und trabt und galoppiert wieder normal vorbei. Nach einer halben Stunde (für 30,00 €) soll am langen Zügel vorwärts-abwärts getrabt werden und dann noch ein paar Runden Schritt. In denen läuft die Reitlehrerin mit und erzählt ein bisschen von sich, sie sei früher Springen geritten (1,80 m Höhe ... Mächtigkeitsspringen? S-**** geht doch nur bis 1,60m?) nach einem Unfall hätte sie das aber aufgeben. Mehr über Ihre Qualifikation erfährt man leider nicht.
Von der Halle zum Stall zurück darf geritten werden, der mitgebrachte Apfel wird nach dem absatteln und abzäumen auf den Boden gelegt, da die Pferde es nicht aus der Hand fressen sollen. Geputzt oder die Hufe ausgekratzt wird nach dem Reiten nicht mehr, das Gebiss wird auch nicht ausgewaschen. (-) Jedes Pferd hat seinen eigenen Sattel und Trense, alles ist beschriftet und die Sattelkammer ordentlich. Neben der Halle gibt es noch einen schönen, weiß eingezäunten Reitplatz, noch eine kleinere Halle direkt zwischen dem Offenstall und der Sattelkammer, ein großes Round Pen und noch einige Tiergehege, Ziegen, Hühner, Meerschweinchen haben es hier auch sehr gut. Der Hofhund, ein schöner, altdeutscher Schäferhund, ist zutraulich und freundlich.
Der Zustand der Anlage und die Haltungsbedingungen punkten mit Qualität und Großzügigkeit. Viele Kleinigkeiten sorgen allerdings für reichlich Punktabzug: kein eigenes Putzzeug, kein eigenes Halfter, Trense wird nicht ausgewaschen, Reitlehrerin zwar sehr sympathisch, allerdings wenig Input in der Reitstunde, weswegen der Preis der Einzelstunde auch etwas hoch angesetzt ist. Das Schulpferd ist sehr brav, verzeiht kleine Fehler und lässt sich mit etwas Einsatz leicht motivieren. Gut bemuskelt, tolles Fell, wache Augen und gut zu sitzen. Die Anlage ist ordentlich und modern, hier und da liegt etwas herum, was aber einen gewissen Charme hat. Beschaulich gelegen, bietet es wohl auch ein schönes Ausreitgelände.
Mit dem Auto sehr gut zu erreichen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln eher weniger. Der Offenstall überzeugt, Pferde dürfen ganzjährig raus, Boxen gibt es keine. 24 Stunden Heu steht zur Verfügung in großen Raufen, so das jeder drankommt. Das Stallklima macht einen sehr guten Eindruck, alle sind freundlich, scherzen und lachen zusammen. Die Halle ist groß, hell, modern - besonderes Detail sind die Bahnpunkte K ist mit einer Katze hinterlegt, F mit einem Fisch...usw. für die ganz kleinen Reiter, die noch nicht lesen können. Tolle Idee! Von der Symphatie und der Stimmung her würde man gerne eine 10 geben... aber viele Kleinigkeiten verschlechtern das Ergebnis: 6,5 für Die Ranch in Bernhardswald.
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Willkommen bei unserem Blog "Hach - der Reitschultester".
Wir sind eine Gruppe Reiter, Trainer und auch Auszubildende aus ganz Deutschland, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Deutschlands Reitschulen zu testen. Einige von Euch werden jetzt denken...das gibt es doch schon, in diversen Fachzeitschriften für Pferde und Reiten -- dort gibt es aber nicht die Möglichkeit nachzufragen, mitzudiskutieren und sich auszutauschen - und wenn muss man darauf hoffen, dass der Leserbrief in der nächsten Ausgabe erscheint.
Wir hoffen, dass Euch unsere zukünftigen Blogeinträge gefallen!
Euer Hach
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